Der 15. September ist der Tag der Bildungsfreiheit. Schön, dass es diesen Tag gibt. Um diese Freiheit für unsere Kinder zu erreichen, muss die Schulpflicht fallen. Was braucht es wirklich, um junge Menschen gut aufs Leben vorzubereiten. Auf alle Fälle weniger Druck und Angst beim Lernen!

Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich erfuhr, dass es eine Schulpflicht nur noch in wenigen Ländern gibt. Viele Länder kommen ohne eine solche Regelung aus. Stattdessen gibt es dann zum Beispiel die Unterrichtspflicht oder das Bildungsrecht als Alternative. Länder mit absoluter Schulpflicht sind weltweit die Ausnahme. Darunter fallen BRD, Schweden seit 2010 und Nordkorea.

Schulsystem ohne Potentialentfaltung

 

 

Wenn du an deine eigene Schulzeit denkst, woran erinnerst du dich? Mir kommt sofort mein „verhasstes Fach“ Mathe in den Sinn. Mir kommen Erinnerungen an viele schräge Lehrer und ich denke an nur zwei Lehrer, die ich geschätzt habe. Viel von all dem Wissen in 12 Jahren Schulzeit hab ich so gut wie nie mehr gebraucht. Vermutlich kannst du ähnliches berichten. Wenn wir ehrlich sind, sehen wir die Schulpflicht nach wie vor als notwendiges Übel an. Denn es gibt ja keine Wahl oder nur wenig Alternativen für unsere Kinder, einen anderen Weg für ihre Bildung zu gehen. Sich zu entscheiden.

 

 Also feiern wir mit ihnen den ersten Schultag und lassen uns erneut drauf ein, den Schulalltag gemeinsam mit unseren Kindern erneut über uns ergehen zu lassen. Denn anders als zu meiner Schulzeit sind Eltern viel mehr in den Schulalltag involviert. Hausaufgabenstress und die Begleitung der Schulzeit ist für Familien ein täglicher nerviger Kampf.

 

 

Bildung fürs Leben oder zu braven gehorsamen Pflichterfüllern erziehen

 

Noch immer geht es darum, bewertet zu werden und in Leistungsnormen zu passen. Wer aus dem Durchschnitt raussticht (egal ob positiv oder negativ) ist erstmal anders und wird schnell in gewisse Schubladen gesteckt. Kinder lernen spätestens ab der 3. Klasse, dass es mehr um das Vermeiden von Fehlern geht und können das was sie gut können oder richtig gemacht haben oft gar nicht mehr sehen. Sie lernen dafür schnell den innerlichen Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug!“

 

Vor kurzem erzählte mir eine Mama in meiner Praxis, dass ihr Sohn schon seit der ersten Klasse Schulangst und eine Mathephobie mit sich rumschleppt. „Die Kinder werden einfach gebrochen“, sagte sie. Und ich teile diese Meinung. Es geht eben nicht um Potentialentfaltung, sondern viel mehr um das Aneignen von gewissen Verhalten und Denkmustern.

 

Wie bereite ich mein Kind aufs Leben vor?

 

 

Obwohl viele das bestehende Schulsystem nicht gut finden, müssen wir es ja erstmal annehmen wie es ist. Also stehen wir unseren Kindern zu Seite, so gut wir können. Das ist allerdings für manche Eltern ein Balanceakt. Denn wir wollen ja, dass es unserem Kind gut geht. Dass es gut mitkommt und vor allem, dass es eine gute Bildung bekommt.

 

Stellt sich die interessante Frage, was wir unter Bildung im Jahr 2022 verstehen? Was gehört zu einer guten Allgemeinbildung? Was braucht es, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen? Ich glaube das sind schon drei Fragen, die wir uns alle ganz ernsthaft stellen sollten. Denn ich bin überzeugt, es liegen viele Erkenntnisse in den Antworten von vielen Eltern, was es tatsächlich braucht im Leben.

 

Unsere eigenen Erfahrungen mit Schule – wichtiger Faktor

 

Dennoch versuchen wir unsere Kinder, taff genug zu machen, bestmöglich zu fördern, um einzelne Fächer zu schaffen. Und neben der guten Absicht zu helfen, wirken auch unsere Ängste mit, nicht genug zu unterstützen oder was zu übersehen.

Auch unsere eigenen Erfahrungen als Schulkind spielen eine Rolle. Dass bei uns die Eltern nicht so hinter uns her waren, sowie das Gegenteil – wir haben viel Druck gemacht bekommen.

 

Oder einfach nur, weil wir in unserer Kindheit und Jugend selbst lang genug diese Botschaften gehört haben:

  • Du musst dich mehr anstrengen!
  • Das Leben ist hart und ungerecht!
  • Du musst es zu was bringen!

 

Vielleicht gab es auch bei dir diese eine Aussage deines Lehrers, die dich so erschüttert hat, dich so getroffen hat und die du einfach 100% geglaubt hast. Sie wurde vielleicht zu deiner inneren Stimme, die du noch heute deutlich in dir hörst und glaubst.

Bewusstmachen von Triggerpunkten

 

Viele von uns haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Wenige erinnern sich begeistert und voller Freude an die Schulzeit. Es ist eine sehr prägende Zeit für junge Menschen. Jeder eignet sich seine Strategie an, zurecht zu kommen. Wir nehmen diese Erfahrungen mit und packen das in unseren Rucksack auf dem Weg ins Erwachsenleben – in unser Berufsleben. Sogar in all unsere Rollen, die wir im Leben ausfüllen.

 

Wenn wir unsere eigene Schulzeit frustrierend erlebt haben, triggert uns die Schulzeit unserer Kids. Das ungerechte benoten, das Verhalten oder Aussagen mancher Lehrer, sowie das Verhalten von Mitschülern. Ganz oft gehen wir mit unseren Kindern auf die Barrikaden oder leiden mit ihnen nochmals mit.

 

Unser Wunsch ist es, dass unsere Kinder es schaffen, zurecht zu kommen. In der Schule und dann auch im Leben nach der Schule. Da wir alle selbst erfahren haben, wie es im Job ist, versuchen wir, sie bestmöglich auf das künftige Leben vorzubereiten. Von dem unsere Generation noch keine Ahnung hat, wie es sich gestalten wird. Weil wir in einer großen globalen Umbruchphase stecken.

 

 

Vorbereitung auf eine völlig andere Zukunft

 

Wenn uns das alles bewusst ist, liegt darin auch die Chance für Veränderung. Denn solange wir als Eltern das veraltete Schulsystem hinnehmen und uns nicht gemeinschaftlich für Bildungsfreiheit einsetzen, wird es bleiben wie es ist. In den Unternehmen geht es primär um digitaler Transformation und wie sie zu schaffen ist. Es geht aber auch um Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter. Begriffe wie agile Zusammenarbeit und Design Thinking sind hoch im Kurs. Wie schafft man es, Mitarbeiter bestmöglich einzubeziehen, damit diese Transformation gelingt.

 

Was machen wir in Schulen und Universitäten?

 

Unser Bildungssystem basiert noch immer auf dem alten Auftrag, junge Menschen darauf vorzubereiten, brave Befehlsempfänger und willige Konsumenten zu werden. Wir bereiten sie auf ihre Vergangenheit vor! Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Gehirn am besten funktionieren kann, wenn es in einem neuronalen entspannten Zustand ist. Das geht nicht unter Angst oder Druck. Ich bin großer Fan von Prof. Gerald Hüther, es gibt jede Menge wertvolle Beiträge zum Thema Lernen und Potentialentfaltung online zu finden.

 

 

 

Potentialentfaltung statt Leistungsdruck

 

Junge Menschen haben einen ständigen Stresszustand im Gehirn. Durch Noten und Leistungsdruck, der zugenommen hat. Immer schneller, früher und mehr gilt es zu lernen. Durch Mitschüler, die oft knallhart gegen andere vorgehen, Mobbing ist fast schon „normal“.

 Lehrer, die selbst nicht glücklich sind wie sie arbeiten müssen oder selbst schon an ihre eigenen Belastungsgrenzen kommen und krank werden. Sie kennen den täglichen Kampf um eine Atmosphäre, in der Unterricht stattfinden kann. Schulen sind Gebäude, in denen kein Erwachsener sich gern länger aufhalten würde oder arbeiten möchte.

 

 

 

Schule muss anders werden

 

Wenn wir auf der einen Seite Unternehmen haben, die sich damit beschäftigen, wie sie Mitarbeiter motivieren können. Was agile Arbeitsmethoden sind, wie die Zusammenarbeit der Mitarbeiter besser gelingen kann. Wieso fangen wir nicht endlich bei der Bildung unserer Kinder und Jugendlichen an?! Zukünftig braucht es mitdenkende und visionäre, flexible und empathische Menschen, die mitgestalten wollen.

 

Im Schulsystem herrscht seit Jahren derselbe alte Mief und junge Menschen werden noch immer gedrillt darauf, zu funktionieren, Arbeitsanweisungen zu folgen, stupide Wissen in sich zu bringen und nach Vorgaben wieder aufs Papier zu bringen. In Gebäuden, die deprimierend sind und wenig Wohlfühlfaktor besitzen. Dabei wäre es doch einfach, schon dort anzufangen, die jungen Menschen auf eine neue Gesellschaft und Zusammenarbeit vorzubereiten.

 

 

Mein Fazit:

Anstatt uns zu sorgen, ob unser Kind die Schule schafft, alles zu tun damit es in dieses System passt und funktioniert, wie wir das auch getan haben, sollten wir anfangen, das veraltetet Schulsystem in Frage zu stellen. Wenn unsere Kinder durch 12 Jahre Schulzeit ihre Neugier und die Freude am Lernen verlieren, hat das nichts mit guter Bildung zu tun. Und wenn wir uns eine neue Zukunft mit besserer Bildung für unsere Kinder wünschen, wird es Zeit uns ernsthaft dafür einzusetzen. Es gibt bereits viele Initiativen und Menschen, die diese Wege ebnen wollen.

Eine wundervolle Frau, die ich persönlich kennengelernt habe, ist Monika Diop-Wernz. Sie ist eine solche Wegbereiterin und Impulsgeberin. Hier ein Interview mit ihr zum Thema Bildungsfreiheit.

Der Verein „EINE SCHULE FÜR ALLE in Bayern e.V.“ ist ein Zusammenschluss von Eltern, Lehrer:innen, Studierenden, Schüler:innen und anderen Interessierten, die unsere öffentlichen Schulen verändern möchten. 

Sei nicht perfekt – sei einzigartig!

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