Egal ob Pubertät oder Trotzphase – als Eltern sind wir in den Entwicklungsabschnitten unseres Kindes besonders gefordert. Gleichzeitig ist es wichtig, unsere Kinder gut zu begleiten. Diese beiden turbulenten Übergangsphasen sind eher unbeliebt. Ich bin der Meinung, es verändert die Perspektive, wenn Du mehr darüber weißt. Lass mich Dir erzählen, weshalb die Entwicklungsschritte für uns Menschen anstrengend sind und wie Du Dir Tipps zu nutze machen kannst.
Pubertät heißt so viel wie „Geschlechtsreifung“. Alle Menschen durchlaufen diese Reifung. Schade nur, dass diese besondere Lebensphase, in der sich Kinder zu jungen Erwachsenen entwickeln, so verhasst oder gefürchtet ist. Das war schon so, als ich Teenager war! Was passiert in dieser Zeit eigentlich alles in uns? Die Pubertät ist geprägt von körperlichen Veränderungen, wie Wachstum und dem Ausreifen der Geschlechtsorgane – aber auch von Stimmungsschwankungen. Das Durchleben dieser Zeit, ist ein normaler Teil des Heranwachsens, so wie das Wachsen der Knochen.
Was sich in der Pubertät auch verändert, sind Ansichten, Gefühle und das soziale Umfeld eines Menschen. Das ist vermutlich auch der Punkt, an dem wir Eltern auch öfter an unsere Grenzen kommen – oder unsere Kids mit uns 😉
Aber vor der Pubertät gibt es erst noch eine andere wichtige Entwicklungsphase, die wir als kleine Helden durchleben. Die „Trotzphase“ oder schöner ausgedrückt – Autonomiephase. Auch in dem Lebensabschnitt durchlaufen wir Eltern mit unseren Kindern einige Herausforderungen, die sich in den Momenten oft wie die „Hölle“ anfühlen!
Denn die emotionalen Ausbrüche können im Alter von 2-4 Jahren wie Orkanböen über uns hinwegfegen und wir wissen manchmal überhaupt nicht mehr, wie wir wieder in Balance kommen können. Ich glaube, das kennt jede Mama ganz besonders gut! Ebenso wie die unverständlichen Blicke anderer auf uns und unser Kind, wenn es vielleicht gerade im Supermarkt auf dem Boden um sich schlägt oder im Buggi vom Spielplatz nach Hause brüllt wie am Spieß und man nur noch im Boden versinken möchte. Lass uns mal von „oben“ auf diese erste wichtige Phase schauen.
Kleine Pubertierchen
Egal wie fordernd diese Zeit manchmal für uns Eltern sein kann: einen eigenen Willen und Identität zu entwickeln ist für unsere Entwicklung wichtig. Die Autonomiephasen in unserem Leben gehören zum natürlichen Entwicklungsprozess, den alle Kinder in unterschiedlicher Intensität durchlaufen.
In der ersten Autonomiephase mit ca. 3 Jahren, äußert sich das oft auf diese Weise:
Das Kleinkind stößt auf einen Widerstand oder ihm gelingt das Vorhaben nicht wie gewünscht, kann das eine heftige Reaktion auslösen. Weinen, Schreien, um sich schlagen und sich kaum mehr beruhigen lassen. Für viele Eltern ist das nur schwer auszuhalten, weil es oft Verunsicherung auslöst. Die große Frage: „Wie handle ich da jetzt richtig?! Ich möchte nichts falsch machen!“
Es hilft, dieses „Nein“ oder „ich selber“ zu übersetzen mit: „Ich bin nicht Du! Ich weiß zwar noch nicht so genau, wer ich bin – aber ich bin selbst eine Person und will jetzt mitbestimmen.” Damit löst sich Dein Kind von einer sehr sinnvollen Zeit, der Symbiose mit uns Mamas.
Mein Tipp
Endloses Diskutieren oder Erklären bringt hier gar nichts! Geh in die Haltung: Ich sehe Dich mit Deinen Emotionen oder Bedürfnissen – und ich als Erwachsener entscheide. Als Helden-Eltern sind wir zu 100% für die Qualität der Beziehung zu unseren Kindern verantwortlich. Vor allem, für unsere Stabilität in herausfordernden Situationen. LOGISCH stresst Dich ein Wutanfall Deines Kindes! Du musst das auch nicht jedes Mal perfekt lösen können. Denn wenn Dein Gehirn erstmal unter Stress steht, funktioniert die Logik nicht mehr. In stressigen Situationen fallen wir vom vernünftigen, lösungsorientierten, handlungsflexiblen Frontalhirn mega leicht und schnell in die unteren Regionen unseres Gehirns. Hier sind auch unsere eigenen Erziehungsmuster zu finden, die wir unterbewusst anwenden, obwohl wir es doch ganz anders machen möchten. Der beste Weg gegenzusteuern, ist sich selbst immer besser zu beobachten. In jeder herausfordernden Situation ist der effektivste Tipp: DURCHATMEN! Denn wenn Du erstmal mindestens 3x tief in den Bauch geatmet hast, gewinnst du wieder Kontrolle und mehr Ruhe in Dir, um entsprechend zu reagieren oder sogar anders zu agieren.
Große Pubertiere
Jetzt lass uns den Bogen zu der nächsten mega wichtigen Entwicklungsphase spannen. Die Zeit, in der wir Menschen vom Kind zum reifen Erwachsenen werden (sollen). Mein Gefühl ist, dass wir diese Phase total abwertend und nicht respektvoll betrachten. Und das schon sehr lange in unseren modernen Gesellschaften. Im Gegensatz zu Indianern oder anderen Naturverbundenen Völkern, überlassen wir unsere Jugendlichen ziemlich sich selbst im Prozess der Reifung.
Was passiert im Gehirn?
Wieder ein Blick von oben – was geht im Gehirn ab? Der Zeitpunkt der Reifung eines Gehirnareals hängt davon ab, wann es im Leben gebraucht wird. Sensomotorische Areale reifen als erstes heran. Stammesgeschichtlich jüngere Strukturen, wie der präfrontale Cortex entwickeln sich erst Jahre später.
Interessanterweise geht ein höherer Reifungsgrad tendenziell mit der Abnahme der Nervenzellkörper einher. Nach dem Motto: „use it or lose it“. Das bedeutet konkret: weniger genutzte Verbindungen werden schwächer oder ganz abgebaut, andere verstärkt. Nach dem Prinzip entwickeln und verbessern sich Fähigkeiten, die einen Jugendlichen zu einem Erwachsenen heranreifen lassen. Impuls- und Emotionskontrolle, Planungsfähigkeit sowie abstraktes Denken gehören dazu. Neuronale Netze, die reproduktives Verhalten steuern („Belohnungszentrum“) werden um- bzw. aufgebaut.
Dieser grundlegende Umbau im Kopf macht deutlich, wie empfindlich das menschliche Hirn gerade während dieser Zeit ist. Entsprechend hoch ist auch der Schaden, der durch Substanzen wie Alkohol, Drogen oder intensiven Medienkonsum angerichtet werden kann. Genauso wie stressvolle Erlebnisse oder Erfahrungen in dieser Phase der Entwicklung sich negativ auswirken können.
Du möchtest mehr über die Entwicklungsphasen Deines Kindes erfahren?
Dann hol Dir hier meine Zusammenfassung, um die Veränderungen im Gehirn und das Verhalten Deines Kindes noch besser zu verstehen.
Mein Tipp
Was bei den Kleinen gilt ist auch bei den Teenagern ein guter Tipp: Lerne Deine eigenen Automatismen kennen. Selbstbeobachtung und Reflexion: Wann reagiere ich wie und warum? Denn erst wenn Du raus hast, was für Knöpfe durch ein Verhalten Deines Kindes gedrückt werden, kannst Du anders handeln. Mega wichtig finde ich auch den Punkt der Kommunikation. Drücke Dich selbst klar aus und mach Deinen Standpunkt deutlich. Wenn Dich etwas auf die Palme gebracht hat, dann betone, dass es um das Verhalten geht, was Dich verärgert oder sogar verletzt hat. Denn Teenager haben Filter, die in dieser sensiblen Phase alles auf sich persönlich beziehen. So wird aus: „Das war eine dumme Aktion, einfach nicht zu der vereinbarten Zeit nach Hause zu kommen!“ ein „Ja ich weiß, ich bin dumm!“.
Die wirkliche Chance, als Eltern nochmal zu überprüfen, was uns wichtig ist, unseren Kindern ins Erwachsen Leben mitzugeben, wird uns geboten. Denn wir werden praktisch von unseren Kids „geprüft“, ohne das wir das wirklich mitbekommen. Jede Diskussion fordert uns doch auf, uns selbst zu hinterfragen, was wir sagen oder verlangen und was wir tatsächlich selbst vorleben.
Stell Dir ein paar Fragen
- Welche Werte willst Du in Deiner Familie leben?
- Habt ihr als Helden-Eltern überhaupt eigene Werte für euch definiert? Oder habt ihr einfach ungeprüft die Dinge eurer eigenen Kindheit übernommen?
- Was ist euch im Familienleben wichtig?
- Wo sind eure Grenzen und eure Bedürfnisse? Helden-Eltern wissen auch um ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Denn dadurch können wir gut für uns selbst sorgen und lernen, wie wir wieder in unsere Kraft kommen.
Mit unseren Kindern eine liebevolle Beziehung auf Augen-Herzhöhe zu führen, heißt nicht, zu allem „Ja“ zu sagen. Es gibt auch ein „Nein“ aus Liebe, in dem ich vermitteln kann: „Ich sehe Dich, ich verstehe Dich.“ – auch wenn sich Dein Wunsch nicht erfüllt. Ärger und Wut darüber sind natürlich nicht immer angenehm, doch gesunde Konflikte sind wichtig, weil sie die Frustrationstoleranz (Resilienz) unserer Kinder trainieren. Ja, das kann auch anstrengend sein und nerven. Aber für ein liebevolles, bewusstes und respektvolles Miteinander braucht es authentische und klare Eltern, die ihre Kinder souverän durch diese Entwicklungs-Reifephase begleiten.
Sei unperfekt und einzigartig!
Deine Heldenmacherin
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Ich habe Dir all das spannende Wissen und wertvolle Tipps zusammengefasst, damit Du die Veränderungen Deines Kindes besser verstehen und auf diese Infos immer wieder zurückgreifen kannst.
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